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Verbreitung des Bibers

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Biber Grundlagen
10 July 2020
Last Updated: 19 March 2025
Hits: 12199

Der Biber (Castor fiber) in der Steiermark einst

Der Biber war ursprünglich in den bewaldeten Teilen der Paläarktis flächendeckend verbreitet. Spätestens seit dem Hochmittelalter kam es zu einem starken Rückgang der Bestände infolge von Bejagung und Zerstörung seiner Lebensräume. Das ehemals dichte gewässerbegleitende Netzwerk von Biberkolonien schrumpfte zusehends zusammen (Sieber & Bauer 2001).

Aus der Steiermark liegen historische Nachweise aus allen Landesteilen und von allen Haupteinzugsgebieten vor. Diese stammen nicht nur von Gewässern im Tiefland sondern auch aus höheren Lagen wie beispielsweise dem Oberen Murtal, dem Mürztal, dem Thörlbach bei Kapfenberg oder der Teigitsch bei Voitsberg. Die Enns wurde in ihrem gesamten Verlauf besiedelt, selbst in jenen Bereichen, in denen der Fluss den Charakter eines Gebirgsbaches hat wie im Raum Schladming.

Der letzte dokumentierte Bibernachweis aus der Steiermark stammt von der Mur bei Leoben (Sieber & Bauer 2001).

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern (Hohenauer 2010) lassen in der Steiermark nur wenige Orts- und Flurbezeichnungen auf ein ehemaliges Vorkommen des Bibers schließen. In der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen sind nur die Ortschaft Piber am Köhlbach im Bezirk Voitsberg, der Weiler Piber am Reibersbach (Lungitzbach-Zubringer) im Bezirk Hartberg und die Flurbezeichnung Piberegg im Quellgebiet des Geilbachs (Bezirk Voitsberg) verzeichnet.

 

Der Biber (Castor fiber) in der Steiermark heute

In den Wintern 2012/13 und 2013/14 wurde der Bestand des Bibers in der Steiermark erstmals systematisch erfasst (Komposch 2014). Der Schwerpunkt dieser Kartierung lag auf den Hauptgewässern und größeren Nebengewässern der Steiermark, kleinere Zubringer wurden nur stichprobenartig erfasst.

In Summe konnten 63 Reviere festgestellt werden, der Gesamtbestand wurde auf rund 220 Tiere geschätzt.

Zum damaligen Zeitpunkt konzentrierte sich das Vorkommen vor allem auf die südöstlichen Landesteile. Nachweise aus den nördlichen bzw. nordwestlichen Teilen des Bundeslandes lagen nur vereinzelt vor.

 

Verbreitung des Bibers in der Steiermark (Stand 2014). Grafik: P. Zimmermann.

Verbreitung des Bibers in der Steiermark (Stand 2014). Grafik: P. Zimmermann.

 

Verbreitung des Bibers in der Steiermark (Stand 2019). Grafik: P. Zimmermann.

Verbreitung des Bibers in der Steiermark (Stand 2019). Grafik: P. Zimmermann.

 

In den Wintern 2017/18 und 2018/19 wurde der Biberbestand im Rahmen eines 2-jährigen Projekts in Kooperation mit der Berg- und Naturwacht erneut erhoben (Komposch 2020). Begangen wurden Gewässerabschnitte mit bereits bekannten Revieren, deren Status (genutzt, verlassen) überprüft wurde, sowie Gewässerabschnitte, die bislang noch nicht kartiert wurden und von denen Bibervorkommen gemeldet wurden bzw. wahrscheinlich waren.

Insgesamt konnten bei dieser Erhebung in der Steiermark 169 Biberreviere abgegrenzt werden, der Gesamtbestand wurde auf rund 600 Tiere geschätzt.

Besiedelt wurden zu diesem Zeitpunkt das Lafnitz-, Feistritz- und Raabtal im Oststeirischen Riedelland, das Sulm-, Laßnitz- und Kainachtal im Weststeirischen Riedelland sowie das Murtal, das Leibnitzer und das Grazer Feld. Nördlich des Alpenhauptkamms wurde der Biber an der Enns, dem Erzbach und der Salza nachgewiesen.

 

Die bislang letzte landesweite Biberkartierung wurde im Zeitraum zwischen Februar und April 2024 durchgeführt (Gebhardt 2024). Im Zuge dieser Erhebung wurden 314 Biberreviere dokumentiert, von denen 270 besetzt waren. Es handelte sich dabei um 129 Familienreviere, 106 Einzel-/Paarreviere und 35 Reviere mit unklarem Status (Einzel-/Paar- oder Familienrevier).

Bei der Erhebung 2024 wurde der Bestand auf rund 930 Tiere geschätzt.

 

Abb. Verbreitung des Bibers in der Steiermark (Stand 2024). Quelle: Gebhardt (2024).

 

Das Vorkommen des Bibers in der Steiermark beruht auf natürlicher Zuwanderung aus den Nachbarländern.

Es können drei Migrationskorridore unterschieden werden: über die Raab aus Ungarn bzw. dem Burgenland, über die Mur aus Slowenien und über die Enns aus Oberösterreich.

Der höchstgelegene steirische Nachweis stammt vom Hubertussee nordöstlich von Mariazell aus 885 m Seehöhe.

 

Kanadische Biber (Castor canadensis) in der Steiermark

Zu Beginn der 1980er Jahre entkamen bei einem Hochwasser mehrere Kanadische Biber aus dem Tierpark Herberstein im Bezirk Hartberg und breiteten sich entlang der Feistritz aus. Eine Ansiedelung fand oberhalb der Freienberger Klamm in Unterfeistritz statt. Anfang der 1990er Jahren lebten hier zwei Familien mit insgesamt sieben bis acht Tieren (Schlacher 1992). Die Tiere machten einerseits durch die Errichtung eines Damms an einem Zubringer der Feistritz auf sich aufmerksam (Holzinger 1994) und andererseits durch Grabungen, die die Baugrube der in Errichtung befindlichen Kläranlage Lebing unter Wasser setzten und damit den Unmut der Bevölkerung auf sich zogen.

Eine weitere Ansiedelung fand im rund 35 km flussauf gelegenen Albrechtsee (= Albertsee) in Ratten statt. Im Jahr 1983 wurden hier Biber mehrfach beobachtet, ein Biber wurde auch von einem PKW überfahren. Sichtungen wurden flussauf bis Feistritzwald gemeldet. Anfang der 1990er Jahre wurden zahlreiche Fällungen unterhalb des Kraftwerks Pichler bei Gallbrunn registriert.

Sämtliche Tiere wurden im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung wieder eingefangen und an Zoos in Tschechien und der Schweiz abgegeben. Mindestens zwei weitere Biber kamen als Verkehrsopfer zu Tode (Sieber & Bauer 2001).

 

Das gesamte Verbreitungsgebiet des Europäischen Bibers (Castor fiber)

Der Europäische Biber war ursprünglich in den borealen und nemoralen Zonen der Paläarktis weit verbreitet.

Aufgrund seines wertvollen Fells, seines schmackhaften Fleisches, und des in der Volksmedizin beliebten „Bibergeils“ wurde er im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa weitestgehend ausgerottet.

Nur an wenigen Gewässersystemen konnte er überleben: an der mittleren Elbe in Deutschland, am Unterlauf der Rhone in Frankreich, im südlichen Norwegen, an Memel und Dnjepr in Weissrußland sowie am Woronesch in Russland (Batbold et al. 2008). Erst umfassende Schutzmaßnahmen und Wiederansiedelungsprojekte führten dazu, dass der Biber inzwischen viele Teile seines ehemaligen Verbreitungsgebiets wieder besiedelt und heute als nicht mehr gefährdet gilt (Halley & Rosell 2003, Batbold et al. 2008).

Auch in Österreich war der Biber bis ins 17. Jahrhundert an allen großen Flusssystemen präsent. Innerhalb der folgenden 150 Jahre wurde die Art ausgerottet. 1869 war der autochthone Biberbestand schließlich erloschen (Sieber & Bauer 2001).

Ausgehend von Wiederansiedelungen zwischen 1976 und 1982 mit vorwiegend aus Polen stammenden Tieren in den Donauauen in und östlich von Wien (Sieber 2003), in der Ettenau in Oberösterreich (Schön & Maringer 2013) und bei Weitwörth in den Salzachauen in Salzburg (Österreichischer Naturschutzbund 1983) ist die Art im Donauraum mittlerweile wieder weit verbreitet. Vorkommensschwerpunkte sind in Salzburg und Oberösterreich Salzach und Inn, in Niederösterreich die Tullner-, Korneuburger- und Marchauen, der Nationalpark Donauauen sowie Schwechat und Fischa im Südosten von Wien (Sieber & Bauer 2001).

Um 1990 wurde der Biber nach 180-jähriger Abwesenheit erstmals wieder in Tirol beobachtet.

Die Zuwanderung erfolgte über die Großache und den Inn aus Bayern (Amt der Tiroler Landesregierung 2011). Im Jahr 2004 gelang in Kärnten an der Drau bei Völkermarkt ein Wiederfund der Art (Petutschnig & Vogl 2007). Die Zuwanderung erfolgte hier über Slowenien aus Kroatien (Krystufek et al. 2006). Im Jahr 2008 wurde das Vorkommen im südlichsten Bundesland Österreichs im Zuge einer Diplomarbeit umfassend dargestellt (Graf 2008, 2009). In Vorarlberg konnte der Biber 2006 erstmals am Alten Rhein festgestellt werden. Dieses Vorkommen wurde ebenfalls im Rahmen einer Diplomarbeit von Loacker (2011) dokumentiert. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Biber auch in der Steiermark an der Mur im Bereich der slowenischen Grenze und im Burgenland an der Lafnitz nachgewiesen.

Der aktuelle Gesamtbestand des Bibers in Österreich wird auf rund 8700 Individuen geschätzt.

Biber Nagespuren. © B. Komposch

Aktuelle Verbreitung des Europäischen Bibers nach Zahner et al. (2020).

 


 

[>] Amt der Tiroler Landesregierung (2011): Biber in Tirol. Eine Informationsbroschüre der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol, Referat Naturkunde, 32 S.
[>] Batbold, J., Batsaikhan, N., Shar, S., Amori, G., Hutterer, R., Kryštufek, B., Yigit, N., Mitsain, G. & Palomo, L. J. (2008): Castor fiber. In: IUCN 2013. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2013.2. www.iucnredlist.org. [Abgerufen am 26.01.2014].
[>] Gebhardt, O. (2024): Bibermonitoring Steiermark 2024. Bestandserhebung Steiermark sowie Erhaltungsgrad des Bibers in den Europaschutzgebieten „Grenzmur mit Gamlitzbach und Gnasbach“ & „Lafnitztal-Neudauer Teiche“. Im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz, 48 S.
[>] Graf, P. (2008): Ausbreitung, Habitatwahl und Habitatnutzung des Bibers (Castor fiber) in Kärnten. Diplomarbeit am Institut für Zoologie an der Karl-Franzens-Universität Graz, 118 S.
[>] Graf, P. (2009): Der Biber (Castor fiber L.) in Kärnten. Carinthia II, 199./119.: 27-38.
[>] Halley, D. J. & Rosell, F. (2003): Population and distribution of European beavers (Castor fiber). Lutra 46: 91-101.
[>] Hohenauer, T. (2010): Die ehemalige Verbreitung von Hanf, Flachs und Biber. Eine sprachwissenschaftlich-kulturhistorische Analyse von Örtlichkeitsnamen in Österreich, 77 S.
[>] Holzinger, W. E. (1994): Bemerkenswerte Hydro- und Helophytenfunde aus der südlichen Steiermark. Notizen zur Flora der Steiermark 13: 23-26.
[>] Krystufek, B., Hudolkin, A. & Pavlin, D. (2006): Beaver (Castor fiber) in Slovenia. Journal of the Slovenian Museum of Natural History 59: 1-41.
[>] Loacker, K. (2011): Der Biber (Castor fiber) am Alten Rhein – Habitateignung und Konfliktpotenzial. Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur, Wien, 86 S.
[>] Österreichischer Naturschutzbund (1983): Österreichische Jagdausstatter spendeten Biberpärchen. Natur und Land 69: 95-96.
[>] Petutschnig, W. & Wolfgang, V. (2007): Der Biber (Castor fiber) kehrt zurück. Carinthia II, 197./117.: 67-72.
[>] Schlacher, R. (1992): Biber in der Steiermark. 156. Naturschutzbrief 4/92: 21.
[>] Schön, B. & Maringer, A. (2013): Konfliktmanagement in Oberösterreich. Natur & Land 99: 30-31.
[>] Sieber, J. (2003): Wie viele Biber (Castor fiber L.) sind zu viel? Denisia 9: 3-11.
[>] Sieber, J. & Bauer, K. (2001): Europäischer und Kanadischer Biber. In: Spitzenberger, F: Die Säugetierfauna Österreichs. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 13: 366-374. 
[>] Zahner, V., Schmidbauer, M, Schwab, G. & Angst, C. (2020): Der Biber – Baumeister mit Biss. SüdOst Verlag, Regenstauf, 191 S.


Biberbroschüre: Biber in der Steiermark - Der Baumeister ist zurück

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Weiterführende Links

Details
Biber Grundlagen
10 July 2020
Last Updated: 22 September 2023
Hits: 8761

Der Biber in Österreich

Wenn Sie sich intensiver mit dem Biber beschäftigen möchten, können wir Ihnen einen Blick auf die folgenden Links empfehlen.

 


Weiterführende Links:

  • Der Biber (Castor fiber) in Österreich

  • Bibermanagement - Stadt Wien (I), Bibermanagement - Stadt Wien (II)

  • Bibermanagement - Land Niederösterreich

  • Bibermanagement - Land Oberösterreich

  • Bibermanagement - Land Tirol
  • Bibermanagement - Land Burgenland

  • Bibermanagement - Land Vorarlberg

  • Naturschutzverein Rheindelta
 

 

 


Der Biber in Europa

 

Weiterführende Links:

 

  •  info fauna - Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF/CSCF)

    Biberfachstelle
  • Die Biberburg

    Bibermanagement Deutschland
  • pro natura

    Hallo Biber!
  • Biologische Station Düren

    Projekt Biber
  • Biber in Bayern

    Biber in Bayern: Willkommen zurück!
  • biber-info.de

Biologie & Ökologie des Bibers

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Biber Grundlagen
13 June 2017
Last Updated: 27 July 2020
Hits: 9571
Kurzcharakterisierung des Bibers nach Freye (1978).

Körperbau

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von durchschnittlich 92,4 cm (Männchen) bzw. 96,5 cm (Weibchen) und einem mittleren Gewicht von 24,6 kg (Männchen) bzw. 26,7 kg (Weibchen) stellt der Biber das größte Nagetier Europas dar.

Der charakteristisch abgeplattete Schwanz kann eine Länge von bis zu 34,5 cm erreichen und ist mit Schuppen bedeckt. Als semi-aquatisch lebende Säugetierart weist der Biber zahlreiche Anpassungen an ein Leben in und am Wasser auf. Dazu zählen verschließbare Ohr- und Nasenöffnungen, mit Schwimmhäuten versehene Hinterbeine und ein dichtes Fell, das auf der Bauchunterseite bis zu 23.000 Haar/cm² tragen kann. Die zweite Hinterfußzehe ist mit einer Doppelkralle (Putzkralle) versehen, die zum Striegeln des Fells dient.

Männliche und weibliche Tiere sind anhand äußerer Merkmale nicht voneinander zu unterscheiden. Bei beiden Geschlechtern sind zwischen After und Geschlechtsteilen etwa hühnereigroßen Drüsensäcke ausgebildet, so genannte „Geildrüsen“ bzw. „Geilsäcke“, die das Bibergeil oder Castoreum produzieren. Der Biber nutzt dieses fetthaltige Sekret zur Fellpflege und zum Markieren seiner Reviergrenzen.

Ernährung

Biber Nagespuren. © B. Komposch
Biber Nagespuren. © B. Komposch

Biber sind reine Pflanzenfresser.

Vor allem in den Wintermonaten ernähren sie sich von Rinde und Ästen von Weichhölzern wie Weiden und Pappeln, seltener von Birken, Erlen, Haselnuss, Ahorn, Ulmen, Eschen, Traubenkirschen oder Nadelbäumen. In den Sommermonaten nutzen sie ein breites Spektrum an krautigen Pflanzen, besonders Giersch, verschiedene Ampferarten, Brennnessel, Klee und Mädesüß. Daneben werden ganzjährig auch die Rhizome von Wasserpflanzen verzehrt.

Um Rinde, Äste und Blätter erreichen zu können, werden Bäume bis zu einem Durchmesser von 60 cm gefällt. Dabei entsteht ein typisch kegelförmiger Anschnitt. Anschließend werden die dünneren Äste entweder an einer geschützten Stelle im Uferbereich gefressen oder zum Bau abtransportiert. Stärkere Äste werden an Ort und Stelle entrindet oder zerteilt und als Bauholz verwendet.

Im Spätsommer und Herbst wird häufig im Bereich des Baueinganges ein im Wasser schwimmender Nahrungsvorrat, das so genannte Nahrungsfloß, in Form von Ästen und Zweigen angelegt.


Fortpflanzung und Entwicklung

Biber leben monogam.
Biber leben monogam. © B. Schön

Biber sind monogam.

Die Paarung findet zwischen Jänner und März im Wasser statt. Nach einer durchschnittlichen Tragzeit von 105 Tagen werden im Zeitraum von April bis Mitte Juli ein bis fünf Jungtiere geboren, die bis zu drei Monate gesäugt werden. Obwohl die jungen Biber bei der Geburt bereits voll behaart und sehend sind, bleiben sie gewöhnlich die ersten vier bis sechs Wochen im Bau.

Mit etwa zwei Jahren verlassen sie in der Regel den Familienverband. Die Geschlechtsreife tritt im Alter von 2,5 bis 3 Jahren ein.

In freier Wildbahn können Biber bis zu 17 Jahre alt werden, in Gefangenschaft sind Höchstalter von 35 Jahren belegt. Todesursachen sind seltener natürliche Feinde, sondern häufiger Ertrinken bei Hochwasser sowie Infektionen nach Bissverletzungen im Zuge innerartlicher Auseinandersetzungen.


Lebensweise

Biberbau an der Raab.
Biberbau an der Raab. © B. Komposch

Biber leben im Familienverband, der meist aus einem Elternpaar mit Jungen im 1. und 2. Lebensjahr besteht.

Im zentralen Teil des Wohngebietes einer Familie befinden sich ein oder mehrere Baue. An Flüssen werden oft Erdbaue gegraben, an stehenden oder langsam fließenden Gewässern Burgen aus Pflanzenmaterial aufgeschichtet. Der Zugang zum Bau liegt immer unter der Wasseroberfläche. Im Inneren des Baus befindet sich ein Wohnkessel, der stets trocken ist und etwa 20 cm über dem Wasserspiegel liegt.

Die Wohngebiete der Familien können isoliert sein, sich aber auch teilweise überschneiden. Die Reviergrenzen werden mit Bibergeil am Gewässerufer markiert. An Fließgewässern schwankt die Revierlänge je nach Jahreszeit zwischen 100 und 3.000 m.

Biber sind nacht- und dämmerungsaktiv und verlassen ihren Bau im Sommerhalbjahr zwischen 16.00 und 18.00 Uhr. In kalten, schneereichen Wintern bleiben sie oft wochenlang im Bau und ernähren sich von den Holzvorräten des Nahrungsfloßes.


Lebensraum

Biberdamm an der Rittschein.
Biberdamm an der Rittschein. © B. Komposch

Biber leben sowohl an stehenden als auch an fließenden Gewässern.

Wesentlichste Voraussetzungen für ein Vorkommen sind das Vorhandensein geeigneter Futterpflanzen im Nahbereich des Gewässers sowie eine ausreichende Wassertiefe. Die Gewässer dürfen im Sommer nicht austrocknen und im Winter nicht bis zum Grund gefrieren.

Wasserstandsschwankungen können zum Teil durch die Anlage von Dämmen ausgeglichen werden.



[>] Freye, H.-A. (1978): Castor fiber Linnaeus, 1758 - Europäischer Biber. In: Niethammer, J. & Krapp, F. (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 1: Rodentia I (Sciuridae, Castoridae, Gliridae, Muridae). Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden: 184-200.


Biberbroschüre:
Biber in der Steiermark - Der Baumeister ist zurück

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Ökosystemleistungen des Bibers

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Biber Grundlagen
13 June 2017
Last Updated: 24 September 2023
Hits: 8541
Biberdamm
Biberdamm © B. Komposch

Auch wenn das Auftreten des Bibers bei Betroffenen oft Ärger und Unmut hervorruft, darf nicht vergessen werden, dass die Fähigkeit des Bibers, Lebensräume zu verändern, weitreichende positive Effekte hat.

So trägt er wesentlich zu Renaturierung von Fließgewässern bei, verbessert die Wasserqualität und hat eine positive Wirkung auf den Wasserhaushalt.

Durch den Bau von Dämmen sorgt er dafür, dass das Wasser in der Landschaft zurückgehalten wird. Anstatt schnell abzufließen, verteilt es sich von einem Biberteich zum nächsten und kommt so deutlich langsamer unten an. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.

Mit dem Biber ist eine "Schlüsselart" in unsere Gewässer zurückgekehrt. Von der Gestaltung der Landschaft nach seinen Bedürfnissen profitieren zahlreiche andere Arten.

Durch die rege Nage- und Fälltätigkeit steigt der Anteil an stehendem und liegenden Totholz an, was eine positive Wirkung auf höhlen- und spaltenbewohnende Fledermäuse, höhlenbrütende Vögel und totholzbewohnende Insekten und Pilze hat.

Durch den Bau von Dämmen ändern sich die Abflusseigenschaften der Gewässer. Es entstehen neue, vom Wasser geprägte Lebensräume wie Teiche, Tümpel, Röhrichte und Feuchtwiesen. Die vom Biber geschaffenen Stillgewässer, die „Biberteiche“, werden nach kürzester Zeit von Fröschen, Kröten und Libellen besiedelt.

Auch auf die Fischfauna wirkt sich das Vorhandensein des Bibers positiv aus. Das betrifft sowohl strömungsliebende Arten als auch Stillgewässer bevorzugende Arten. Aus ehemals strukturarmen Gewässern werden kleine „Oasen der Vielfalt“.

Untersuchungen in Bayern haben gezeigt, dass im Nahbereich von Biberburgen die Fischdichte bis zu 80-mal höher ist als in vergleichbaren Gewässern ohne Biber.

Unzählige Bäche sind in der Vergangenheit mit viel Geld zu ökologisch entwerteten Gräben und Gerinnen verbaut worden. Der Biber kann uns dabei helfen, diese wieder naturnäher und abwechslungsreicher zu gestalten. Einzige Voraussetzung dafür: Wir müssen es zulassen! Er leistet damit – kostenfrei – einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biologischen Vielfalt und unterstützt Staat und Land beim Gewässer-, Hochwasser- und Klimaschutz!

Profitierende Arten

Vom Biber profitierende Arten, alle Bilder © B. Komposch

 

Nutzen des Bibers für den Menschen:

  • Biber fördern die Arten- und Lebensraumvielfalt und tragen damit zu einem Erhalt von natürlichen Kreisläufen bei.

  • Biber renaturieren Gewässer und fördern den Biotopverbund.

  • Biberdämme verringern die Fließgeschwindigkeit und Erhöhen damit den Grundwasserspiegel. Sie helfen so unsere Trinkwasserreserven zu sichern und verbessern die Wasserversorgung.

  • Biberteiche puffern Hochwasserspitzen nach Starkregenereignissen ab und tragen damit zum Hochwasserschutz bei.

  • Biberdämme wirken wie Filter, reinigen das Wasser und bauen überschüssige Nähr- und Schadstoffe ab.

  • Biber halten Wasser in der Landschaft zurück und puffern so negative Wirkungen des Klimawandels ab.

 


Lebensraum

Lebensraum

Lebensraum

Lebensraum des Bibers, alle Bilder © B. Komposch

 

Vom Biber gestaltete Landschaft an der Rittschein. basemap.at (2016) vs. Drohnenbefliegung ÖKOTEAM (März 2017).
Vom Biber gestaltete Landschaft an der Rittschein (basemap.at, 2016) vs. Drohnenbefliegung ÖKOTEAM (März 2017).

Biberbroschüre: Biber in der Steiermark - Der Baumeister ist zurück

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Chronologie der Wiederbesiedlung

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Biber Grundlagen
13 June 2017
Last Updated: 22 September 2023
Hits: 8536

Biber Nagespuren. © B. Komposch

Europäischer Biber © S. Berger

 

Die Rückwanderung des Bibers in die Steiermark erfolgte entlang von drei Migrationskorridoren: entlang der Raab aus Ungarn, entlang der Mur aus Slowenien und entlang der Enns aus Oberösterreich. Sowohl in Ungarn als auch in Slowenien wurde der Biber im 19. Jahrhundert ausgerottet.

In Ungarn existieren heute wieder mehrere Vorkommen, die auf Aussetzungen oder Rückwanderungen basieren. So sind in den 1980er-Jahren Tiere entlang der Donau aus Österreich in den Nordwesten des Landes (Bereich Szigetköz) eingewandert. Im zwischen Sopron und Mosonmagyaróvár gelegenen wurden ab 2000 Biber wiederangesiedelt. Im Südosten leben Tiere an der Drau, die aus Kroatien eingewandert sind. Im Gemenc-Nationalpark in Südungarn wurden in den 1990er Jahren etwa 50 Biber ausgesetzt, weitere Aussetzungen erfolgten zwischen 2001 und 2008 in mehreren Gebieten an der Theiss (Bozsér 2001). Der aktuelle Gesamtbestand wird auf 2.500 bis 3.000 Tiere geschätzt (Bajomi et al.2016).

In Slowenien wurden bislang keine geplanten Aussetzungen durchgeführt. Das Vorkommen des Bibers ist hier in erster Linie auf aus Kroatien eingewanderte Tiere zurückzuführen und beschränkt sich auf die östliche Landeshälfte (Zahner et al. 2005, Grubesic et al. 2001). Zahlreiche Beobachtungen liegen von der Mur zwischen der kroatischen und der österreichischen Grenze vor.

In Kroatien erfolgten Wiederansiedelung in den 1990er Jahren an Save und Drau (Schwab 1998). Der Bestand wird heute auf mehrere Tausend Tiere geschätzt (Zahner et al. 2020).

Seit wann der Europäische Biber wieder in der Steiermark vorkommt, lässt sich nicht genau belegen.

Es ist anzunehmen, dass die Wiederbesiedelung der Steiermark vor rund 20 Jahren begonnen hat.

 


 

[>] Bajomi, B., Bera, M., Czaban, D. & Gruber, T. (2016): Eurasian beaver re-introducition in Hungary. Research Gate: 211-2015.
[>] Bozsér, M. S. (2001): History and reintroduction of the beaver (Castor fiber) in Hungary, with special regard to the floodplain of the Danube in Gemenc area. In: Czech, A. & Schwab, G. (Hrsg.): The European Beaver in a new millenium. Proceedings of the 2nd European Beaver Symposium, 27-30 Sept. 2000, Bialowieza, Poland. Carpathian Heritage Society, Krakow: 44-46.
[>] Grubesic, M., Kusan, K. & Krapinec, K. (2001): Monitoring of beaver (Castor fiber) population distribution in Croatia. In: Czech, A. & Schwab, G. (Hrsg.): The European Beaver in a new millenium. Proceedings of the 2nd European Beaver Symposium, 27-30 Sept. 2000, Bialowieza, Poland. Carpathian Heritage Society, Krakow: 29-38.
[>] Schwab, G. (1998): Bayern’s friedliche Castor-Transporte. Kosmos 12: 44-50.
[>] Zahner, V., Schmidbauer, M. & Schwab, G. (2005): Der Biber. Die Rückkehr der Burgherren. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, 136 S.
[>] Zahner, V., Schmidbauer, M, Schwab, G. & Angst, C. (2020): Der Biber – Baumeister mit Biss. SüdOst Verlag, Regenstauf, 191 S.


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